
Du wirst was du glaubst
Es gibt diese tiefen Erkenntnisse, die einen an bestimmten Punkten im Leben plötzlich ereilen und für eine tiefe Klarheit sorgen. Manchmal ist es nur ein kurzer Satz auf einer Postkarte, der die Einstellung zum Leben nachhaltig verändert. Worte prägen plötzlich das eigene Denken in eine neue Richtung und sorgen dafür, dass sich dadurch Vieles im eigenen Leben verändert.
Im Frühjahr 2019 nahm ich während meiner Rückkehr aus Schweden an einem Workshop von Ludwig von Seelenrave in Köln teil. Es war mein zweiter Workshop beim ihm und es ging ums Thema hochsensitive Menschen und Beziehungen. Ein Tag voller Meditation, bei mir ankommen und über meine Grenze nachdenken. Im kleinen, eher düsteren Vorraum des Kursraums lagen einige Postkarten auf. Da ich Postkarten mit Sprüchen schon immer mochte, konnte ich es natürlich nicht lassen, mich nach dem Workshop an den Karten mit kurzen Sätzen drauf zu bedienen. Es waren Botschaften wie: „Genieße jeden einzelnen Augenblick“, oder „Der richtige Moment ist jetzt“. Doch die Karte, die mir am meisten Ins Auge stach war die Karte mit dem Satz: „Du wirst was du glaubst!“.
Dieser Satz, diese Botschaft passte unheimlich gut zu der Zeit die hinter mir lag und die ich vor mir zu sehen glaubte.
Diese einfache Karte und ihr Satz berührten etwas in mir und ging tief mit mir in Ressonanz. Ich war von dieser Erkenntnis, die so vieles von dem was ich in den letzten Jahren lernen durfte und wonach ich leben wollte, so sehr berührt, dass ich tatsächlich vergass mein Handout des Workshops mit zu nehmen. Ich bemerkte dies erst später und ärgerte mich ein wenig. Heute denke ich, vielleicht war diese Karte mit dieser Botschaft zum damaligen Zeitpunkt einfach sehr viel wichtiger für mich, als das Handout.
Ich packte die Karten in meine Tasche und fuhr am gleichen Abend, nach einem vollen Kurstag noch 600km in die Schweiz zurück. Es war eine Rückkehr die mir nicht leicht fiel. Ich war nie gerne zurück gekommen in die Schweiz. Gerade die Monate nach meiner unheimlich guten Zeit in Schweden und Kanada, wo ich so viel hatte für mich lernen können, steckten für mich immer wieder voller Überraschungen, Höhenflügen, aber vorallem auch tiefen Tauchern. Dennoch war meine Rückkehr und mein Ankommen diesmal anders, als die Male zuvor.
Die Karte mit den Worten „Du wirst was du glaubst“ stellte ich mir gut sichtbar an die Wand gleich neben meiner Matratze, die auf dem Boden in einem Zimmer bei meinen Eltern lag, da ich dort vorübergehend wieder einzog. Noch heute hängt sie gut sichtbar aus allen Perspektiven meines WG- Zimmers an der Wand über meinen Schreibtisch.
Die Erkenntnis, dass wir werden, was wir glauben, hat mein Denken in den letzten Monaten tief geprägt und verändert.
Zusätzlich begegnete mir diese Erkenntnis auch immer wieder in meinem Alltag. Es wirkte fast so, als würde es aus allen Ecken meines Lebens rufen, dass ich doch nun endlich verstehen möge, dass ich nicht meine Gefühle und diesen vorallem nicht machtlos ausgeliefert bin. Dass ich entscheiden kann, was ich glauben möchte. Über die Welt, das war mir schon immer klar. Doch vorallem auch über mich selbst. Mir wurde bewusst, dass ich lange eher schlecht über mich gedacht hatte.
Wenn man immer wieder schlecht über sich selbst denkt, dann glaubt man sich das auch irgendwann.
Und dann wird das was du über dich glaubst früher oder später zu deiner Realität. Wenn du über dich denkst, dass du unsportlich bist, dann gibst du dir auch wenig Chancen das Gegenteil zu beweisen. Du denkst, dass deine hormonellen Schwankungen dein Leben und deine Beziehungen zerstören, dann tun sie es mit Sicherheit. Es ist alles ein Rattenschwanz aus Denken, glauben und schliesslich auch sein. Ganz nach dem Motto: „Where the focus goes energy flows“, wenn du dich auf ein bestimmtes „sein“ fokussierst, dann gibst du dem auch mehr Energie. So wirst du schliesslich irgendwann auch tatsächlich das, was du von dir glaubst. Und wenn du schlechtes von dir glaubst, eben auch das.
Diese einfache Karte, dieser einfache Satz, er erinnert mich jeden Tag daran Vorsicht in meinen Gedanken walten zu lassen. Freundlich mit mir zu sein und mich darauf zu fokussieren, was ich erreichen möchte, wie ich sein möchte und nicht wie ich jetzt gerade vielleicht bin.
Danach zu leben, dass ich werde, was ich glaube führt dazu, dass ich besser über mich denke, mehr wage und mir auch grössere Dinge für mein Leben wünsche.
Je stärker ich mich darauf fokussiere, was ich in meinem Leben haben möchte, wie ich sein, was ich können möchte, je mehr ziehe ich diese Dinge auch tatsächlich an. Immer stärker wird mein Vertrauen ins Universum und mein Leben, dass mir allerlei wunderbare Menschen, Begebenheiten und Angebote zum richtigen Zeitpunkt schenkt. Da ist die WG, die sich einfach so fand, ohne lange zu suchen, weil mir einfach klar war, was ich brauche und wo ich mich sehe. Da tauchte plötzlich der mega spannende Job auf, der perfekt zu meinen Zukunftsplänen passt. Ich mache tatsächlich Workouts, bleibe über lange Zeit am Meditieren dran und wandere freiwillig steile Berge hoch. Ich mag in den Augen durchtrainierter Menschen noch immer unsportlich sein, doch in meinen Augen bin ich auf einem gute Weg. Ich entlarve meinen Pessimismus und übe mich immer wieder darin die Dinge positiv zu sehen.
Positives Denken ist eine Entscheidung. Wie so vieles im Leben.
Wenn ich über mich glaube, dass ich positiv bin, dann bin ich es auch (zumindest öfters). Wenn ich denke, dass ich eine wunderbare Partnerin in einer Beziehung sein kann, dann werde ich das auch tatsächlich sein.
Die Karte mit dem einen, für mich so wichtigen Satz, hängt präsent in meinem Zimmer. Weil das so gut für mich funktionierte, habe ich auch begonnen mit einem Vision- Board zu arbeite. Ein Board an dem all meine Wünsche, Träume, Werte und wichtigen Themen die ich in meinem Leben haben möchte, hängen. Bunt und wild, sinnlich und klar, sehe ich dort jeden Tag, was mir wichtig ist und kann mich viel klarer fokussieren.
Meine Energie geht somit dort hin, zu dem was ich möchte und nicht mehr zum Mangel, den ich mir früher andauernd kreiert habe.
Sei vorsichtig mit deinen Gedanken. Sei freundlich und lieb mit dir selbst. Denke nur Gutes von dir (was natürlich konstruktive Selbstreflexion nicht ausschliesst) und sei dir gewahr, dass du viel mehr wirst was du glaubst, als dir vielleicht bewusst ist…
