
Und morgen mach ich Kopfstand
2013 stand ich das erste Mal in meinem Leben auf einer Yoga Matte. Was harmlos klingt, brachte damals einen Stein ins Rollen, der bis heute in Bewegung ist. Yoga hat damals begonnen mein Leben, langsam aber sicher zu verändern und ganz wichtig; vorallem zu verbessern. Nun befinde ich mich in einer Ausbildung zur ganzheitlichen Yoga Lehrerin und befasse mich so intensiv mit der Thematik wie noch nie. Warum möchte ich Yoga nicht mehr missen und in wie fern verändert es mein Leben rundum positiv?
Schon immer war ich ein Sportmuffel. Ich mochte schwitzen und Bewegung noch nie sonderlich. Meine unregelmässigen Arbeitszeiten liessen sportliche Aktivitäten in Form von Vereinen oder Gemeinschaftssport sowieso nie zu und beim Reiten gehörte ich nicht zu denen, die besonders motiviert Dressur ritten, was durchaus anstrengend wäre. 2013 kämpfte ich immer wieder mit bösen Verspannungen im Nacken und Ärzte, Physiotherapeutin und sogar meine Craniosakral Therapeutin rieten mir zu mehr Bewegung. «Und wenn es nur Yoga ist…» sagten sie damals zu mir und zeigten mir auf, dass es definitiv Zeit war mich mehr zum Schwitzen zu bringen.
Ein halbes Jahr Praktikum in einem Atelier mit regelmässigen Arbeitszeiten während meines Studiums zur Sozialpädagogin, brachte dann die Wende. Ich suchte nach einem Yoga Studio gleich in der Nähe meines Praktikumsplatzes und fand Spirityoga. Ohne weitere Vorerfahrungen stieg ich einmal Wöchentlich in eine Yoga Lektion ein, die von diversen Altersgruppen und sehr unterschiedlichem Grad an Können geprägt war. Ich erinnere mich an meine erste Yoga Stunde, als wäre es gestern gewesen. Daran, wie ich völlig überfordert versuchte Isabelles Anweisungen zu folgen, immer wieder rechts und links checkte, ob ich denn nun auch das Richtige machte. Das Sonnengebt liess mich mit meinem äusserst schlechten Fitnesszustand fast umkippen und aufgeben.
Ich war unendlich froh, als es schliesslich in die Schluss Entspannung ging und ich mich ausgestreckt wie ein Käfer auf den Rücken legen konnte.
Ein dreiviertel Jahr lang besuchte ich die Yoga Stunden bei Isabelle, dann brach ich ab, weil ich in einen unregelmässigen Berufsalltag zurückkehrte. Die Erfahrungen die ich aber in diesen Stunden machen konnte, bewegten mich nachhaltig. Ich erlebte das erste Mal in meinem Leben, dass Bewegung auch positiv sein konnte. Yoga gab mir Energie und raubte sie mir nicht, wie z.B. Fitness es tat. Ich schwebte oft aus der Lektion und war total gelöst und Entspannt. Ich gewann an Kondition und Beweglichkeit, nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Mein Selbstbewusstsein stieg und ich fühlte mich attraktiver. Ich mochte bei Spirityoga vorallem die Mischung aus den körperlichen Asanas (die Übungen) und dem eher spirituellen Anteil (z.B. Meditationen). Isabelle erzählte meist etwas mehr über die Asanas und erklärte uns was sie für eine körperliche, geistige und seelische Wirkung hatten und gegen welche Beschwerden sie halfen. Das regte mich an, mehr über meine Nackenbeschwerden nach zu denken und ihnen nicht nur eine rein körperliche Ursache zuzuschreiben, was letztlich dazu führt, dass ich diese Beschwerden heute gut im Griff habe. Sie sind für mich zu meiner Stress Antenne geworden.
2013 begann ein schleichender Prozess in meinem Leben. Ich begann in vielen Dingen umzudenken, mehr zu hinterfragen. Es folgte eine Trennung aus einer Langjährigen Beziehung, später das Reisen nach Kanada, wo ich ebenfalls Yoga praktizierte. Yoga blieb zwar nicht unbedingt besonders aktiv in meinem Leben, jedoch sehr präsent in meinem Kopf. Ich lass immer wieder über diese Wissenschaft und versuchte immer mal wieder in eine eigene Routine zu finden. Nach meiner Diplom Prüfung besuchte ich für drei Tage ein Yoga und Reiten Retread bei dem wir Tagesritte unternahmen und davor und danach Yoga machten. Für mich die perfekte Mischung. Ich kam total glücklich nachhause.

2015 als ich in Kanada auf der Ranch mithalf traf ich auf einem Ausflug einen Guide, der schon lange in der Wildnis lebte. Wir kamen ins Gespräch über meine Arbeit in der Schweiz und ich erzählte ihm davon, wie anstrengend mein Beruf auf dem Psychiatriebereich oft war. Er meinte daraufhin, dass er jeden Tag eine Mischung aus Yoga und Thai Chi praktiziere und damit sehr stabil durchs Leben gehe. Ausserdem meditiere er in dem er viel in der Natur sei. Einige Tage nach dem Ausflug, erhielt meine Chefin auf der Ranch einen Anruf von ihm, in dem er mitteilte, dass er vorbeikommen wolle um mir seine täglichen Übungen zu zeigen. Es war ihm sehr wichtig, dass ich Einblick in diese Welt erhielt, damit ich etwas davon vielleicht für meine spätere Zukunft mitnehmen könnte.
Am Tag darauf fuhr er vor und führte sehr selbstbewusst ca. 30 Min lang ein äusserst anstrengendes Programm aus Asanas und anderen Übungen vor. Ich fühlte mich sehr geehrte, dass er extra wegen mir gekommen war und danke ihm mehrfach. Ich gab ihm ausserdem das Versprechen, Yoga stärker in mein Leben zu integrieren. In den Wochen danach begann ich täglich einige Übungen, an die ich mich aus meinen Yoga Stunden erinnerte, zu machen. Auch als ich alleine durch das Land reiste und in Nelson, einem kleinen Städtchen in BC einige Tage blieb, besuchte ich täglich Yoga Klassen.
Ich erfuhr erneut, wie gut mir die Praxis tat und nahm mir vor, Yoga weiter in mein Leben zu integrieren.
Es dauerte noch bis 2018, bis ich schliesslich wieder tiefer in die Yoga Praxis eintauchte. Nach einem Autounfall Ende 2016 hatte ich mit starken Schmerzen in der Hüfte zu kämpfen. Physiotherapie über einige Monate half nur bedingt. Schliesslich war ich zu allem bereit und kontaktierte die Yogalehrerin aus dem Yoga Wochenende von 2013 um bei ihr eine Privatlektion zu buchen. Sie sollte mir gezielt Übungen zeigen, die meiner Hüfte guttun würden. Zwei Stunden bei Catherine brachten mich in die Spur zurück. Ich erhielt mein persönliches Programm und mischte dieses mit den Übungen aus der Physiotherapie. Konstant praktizierte ich die Übungen und das Yoga und schliesslich wurden die Schmerzen besser. Ich erkannte meine körperlichen Schwachstellen und entdeckte Yoga einmal mehr neu für mich.
Als ich 2018 mit dem Sprinter Van durch Kanada reiste, versuchte ich ebenfalls so häufig wie möglich meine Übungen weiter zu machen. Was leider unterwegs oft schwierig war, da ich sehr stark vom Wetter und dem vorhandenen Platz zum Praktizieren, abhängig war. Doch die Schmerzen kamen nicht vollständig zurück.
Auch in Schweden auf der Ranch, wo ich meinen Winter verbrachte, versuchte ich teils täglich meine Übungen zu machen. Leider wurden die Hüftschmerzen durch die stark rückenlastige Arbeit und die Kälte wieder schlimmer und ich hatte zeitweise das Gefühl, dass die Übungen am Morgen sie noch verstärkten. Mein Fokus rückte ebenfalls etwas vom Yoga ab, da ich mich ja intensiv mit den Pferden befasste. Dennoch begann ich Yoga als Ganzes nicht nur wegen der körperlichen Asanas für mich zu nutzen. Vorallem begann ich auch damit geführte Meditationen zu machen, befasste mich mit positivem Denken und Affirmationen. Mein Leben wurde trotz einer erneuten Trennung plötzlich einfacher, leichter und rund um besser.
Ich baute Ängste ab und wurde willensstärker. In mir machte sich immer mehr Klarheit breit.

Seit ich 2013 bei Isabelle im Spirityoga gewesen war, erhielt ich immer mal wieder ihren Newsletter mit den verschiedenen Ausbildungen die sie anbot. Bereits 2017 hatte ich mit dem Gedanken gespielt bei ihr eine Ausbildung zur Yogalehrerin zu machen. Ich erinnerte mich an die eine Teilnehmerin in meiner Gruppe, als ich bei ihr Unterricht hatte, die bei ihr in die Ausbildung ging und unheimlich schnell besser wurde und sich in ihrem gesamten Wesen zum Positiven veränderte. Hatte ich viele Jahre mit den negativen Glaubenssätzen gelebt, dass ich zu dick und zu unsportlich fürs Yoga war, so gelang es mir, dieses Denken langsam aber sicher zu verändern und zu begreifen, dass es im Yoga eben genau nicht darum ging sportlich oder dünn zu sein. Mein Selbstwert war so hoch wie noch kaum je zuvor und als dann der Newsletter mit dem Angebot der Yogalehrer Ausbildung als Intensivworkshop über vier Monate in meinem Postfach landete, da ergriff ich die Chance. Ich klärte auf meiner Arbeitsstelle alles Nötig ab, um die nötigen Wochenenden frei zu bekommen und klärte alles Finanzielle. Dann meldete ich mich bei Isabelle an.
Mitte September 2019 begann dann meine Reise in der Ausbildung zur ganzheitlichen Yoga Lehrerin bei Spirityoga in Zürich. Und es ist eine wunderbare Reise.

Es gelingt mir, wie noch nie zuvor in meinem Leben, diszipliniert meine Yoga Routine aufrecht zu erhalten. Ich praktiziere jeden Tag (mit einigen Krankheiten bedingten Ausnahmen) mit viel Freude. Nach jedem Kurswochenende kommen neue Asanas und sonstige Aufgaben dazu und ich widme mich ihnen mit vollem Herzen, mit viel Geduld und Wohlwollen für mich selbst und einer steigenden Selbstsicherheit. So vieles verändert sich in meinem Leben. Ich werde ruhiger, klarer, vertrauensvoller, habe kaum mehr Ängste und packe Dinge an, von denen ich viele Jahre lang dachte, dass ich nicht fähig wäre sie umzusetzen. Die Asanas werden sicherer, mein Körper mit ihnen wunderschön (Nicht dass er das vorher nicht schon gewesen wäre…) und meine Seele scheint so viel mehr Raum und Freiheit zu bekommen. Selbst vor dem Kopfstand habe ich seit dieser Woche keine Angst mehr, weil ich ihn mit etwas Hilfe machen konnte. Gerade wie eine Kerze, zeigten meine Beine gegen den Himmel und mein kräftiger Po schwebte plötzlich völlig leicht über meinem Körper.
Ich weiss, ich werde den Kopfstand auch bald ohne Hilfe hinbekommen.
Noch weiss ich nicht, ob und wie ich mein erlerntes Wissen anwenden werde, doch ich weiss, ich werde es weitergeben. Ich suche noch nach einem Weg, wie ich meine Arbeit als Pferdetrainerin und meine Yoga- Welt verbinden kann. Denn beides ist mir sehr wertvoll. Doch ich glaube fest daran, dass sich das Richtige finden wird.

Meine Begeisterung ist oft so gross, dass ich mein gesamtes Umfeld zum Yoga führen möchte. Es tut mir so gut und ich sehe welch grosse, positive Auswirkung meine Praxis auf mein Leben in allen Belangen hat. Das würde ich so gerne auch anderen Menschen zu Teile kommen lassen.
Mein Weg zum Yoga war ein etwas Längerer. Doch nun bin ich definitiv auf diesem Pfad angekommen und habe nicht vor ihn wieder zu verlassen. Wo auch immer mich mein Yoga Pfad hinführen wird, ich gehe ihn voller Vertrauen, denn ich weiss, es wird ein Weg der Liebe sein…
2 Gedanken zu „Und morgen mach ich Kopfstand“
I’m glad that you finally found your direction in life. Knowing that your stay at my ranch and Ron’s visit played a part in your journey makes me especially happy. You are definitely on the right track. Keep it up and keep on doing what you love!
Thank you Yrene! My ranch stay in Lumby was definitely a life changer in all directions. Still thinking back at this time a lot. I wonder sometimes what i would do today without all this experiences i was able to make at your place. Still miss Canada a lot!
Hope your trip is going well too, and you found a good place to stay for winter time?!
Greetings from Switzerland 😉