Der französische Teil Kanadas stellte uns immer wieder vor eine sprachliche Herausforderung. Quebec erinnerte uns am stärksten an unsere europäische Heimat und überzeugte mit wunderschöner Natur.
Zwei Tage haben wir in Montreal verbracht und kamen dort bei Freunden unter. Etwas ausserhalb von Downtown, mit der Metro aber nur ca. 20 min Fahrzeit entfernt, nächtigten wir in einer gemütlichen, ruhigen Gegend. Schon in den ersten Minuten, als wir einen Parkplatz suchten, fielen mir die Wendeltreppen, die zu den oberen Stockwerken hinaufführen an den Bachsteinhäusern auf. Ein Baustiel der sich durch viele Gegenden Montreals zieht. In manchen Gegenden sind es Wendeltreppen, in manchen dann direkte, gerade Treppen, die in die oberen Stockwerke führen. Was im Sommer schön aussieht, ist im Winter dann aber wohl nicht mehr ganz so toll, da die Treppenstufen nämlich gerne zufrieren und ein hoch- und Runterkommen dann zu einem gefährlichen Unterfangen werden lassen.
Wir waren nur kurz in Montreal und hatten das Pech (andere würden es vielleicht Glück nennen) während einer ziemlich krassen Hitzewelle in dieser Grossstadt gewesen zu sein, was das Herumlaufen etwas ungemütlich machte. Dennoch habe ich mich in Montreal von Beginn an ziemlich wohl gefühlt. Viele Gegenden haben einen urbanen Charakter, der mich an Teile von Dresden oder Berlin erinnerte. Viele junge und hippe Menschen, öko Restaurants und Strassenmusik. Es gibt eine Altstadt, die zwar ziemlich Touristen überlaufen, dennoch sehenswert ist und mich ebenfalls an alte Teile europäischer Städte erinnerte.
Hitzebedingt schauten wir uns am zweiten Tag dann auch die gigantischen Untergrund- Einkaufsmeilen an. Ganz Downtown Montreal ist nämlich unterkellert und es ist möglich komplett durch den Untergrund von A nach B zu gelangen und dabei einzukaufen. Was für uns bei grosser Hitze im Sommer ein Segen war, wurde ursprünglich für die kalten Winter gebaut, damit die Bewohner Montreals in der Wärme einkaufen können. Auch wenn wir nichts kauften, so waren die endlosen Einkaufspassagen unter der Erde doch einen Besuch wert und bescherten uns einen gemütlichen, kühlen Nachmittag. Das war vor allem auch deswegen wichtig weil sich Tobi am Vortag, bei dem wir in voller Hitze durch die Altstadt gelaufen waren, einen Sonnenstich zugezogen hatte. So gab es am Tag zwei eben kühlen Untergrund, Poutine in der Poutinerie und einen unfreiwilligen aber lustigen Besuch an der Barbie Expo.
Am Abend ging es hoch auf den Mont Royal wo wir mit einem wirklich schönen Sonnenuntergang und einem friedlichen Spaziergang bis zum Plateau Mont Royal die Tage in Montreal ausklingen liessen.

Von Montreal nach Quebec City ging es dann immer dem St. Lawrence River entlang in Richtung Meer. Noch tief im Landesinneren kann man das Meer bereits riechen und uns dämmerte langsam, dass wir tatsächlich bald wieder am Meer ankommen würden. (Wir haben unsere Reise am Pazifik gestartet und werden sie quasi am Atlantik beenden) Doch es lagen Monate zwischen den Stunden, die wir am Pazifik entlang gefahren waren und jetzt, da wir dem Atlantik entgegen fuhren.
Wir hatten die Prairies und wunderschöne Tage an den Seen in Ontario hinter uns. Fuhren raus aus der Grossstadt Montreal und freuten uns auf die nächste Grossstadt Quebec City.
In Deschambault verbrachten wir eine Nacht auf dem Parkplatz einer Bibliothek die zu einem Kloster gehörte. Ein gigantischer Sonnenuntergang und eine wunderschöne Abendstimmung legte sich über den besuchenswerten Ort, der einem über ein Ferienhaus an dieser Stelle nachdenken lässt. Wir genossen die Aussicht auf den St. Lawrence Strom und das Wifi auf dem Parkplatz. Bei einem Spaziergang unten am Ufer entlang, wurde mir das erste Mal so richtig bewusst, dass es nun wirklich in Richtung Meer ging. Die Möwen kreischten über dem Wasser und die Stimmung fühlte sich nach Italienurlaub an. Ich freute mich auf die nachfolgende Zeit.

Quebec City ist vorallem wegen seiner Altstadt bekannt und besuchenswert. Quebec ist zwar schön, war aber leider auch einfach völlig überlaufen und dadurch ziemlich anstrengend. Die alten Gassen sind zwar ganz süss, für uns als Europäer aber auch nicht wirklich überwältigend. Montreal und Quebec haben uns immer wieder an Städte in Europa erinnert. Wir kamen aber nicht nach Kanada, um hier Europa zu sehen. Als West-Kanadier ist aber eine Stadt wie Quebec auf jeden Fall sehr speziell, da sie nun mal einfach sehr europäisch und dadurch sehr anders als der Rest Kanadas ist.
Dass die Provinz Quebec anders als der Rest Kanadas ist, kann ich nur bestätigen. Eine andere Sprache, in manchen Teilen kaum Menschen, die Englisch verstehen oder sprechen und die ganze Provinz wirkt irgendwie gepflegter und aufgeräumter als der Rest. Wir wussten irgendwie während der ganzen Zeit in Quebec nicht so ganz, was wir von dieser Provinz halten sollten. Es war durch die Sprachbarire dann auch die Provinz in der wir am wenigsten Kontakt zu Einheimischen hatten. Denn wurde in Quebec City noch englisch gesprochen, wenn man danach fragte, wurde es ausserhalb auf dem Land schnell einmal schwierig. Auch was die Geschichte der Provinz betrifft, konnten wir viel weniger in Erfahrung bringen, als in den übrigen Provinzen bisher. Warum? In allen anderen Provinzen sind alle Tafeln, die einem über einen Ort oder historische Begebenheiten aufklären zweisprachig verfasst: Englisch und Französisch. In Quebec sind die Tafeln nur selten auch auf Englisch beschriftet. Da unser Französisch aus Schulzeiten lange her (oder gar nie so richtig vorhanden?) war, konnten wir uns meist nur ungefähr ausmalen worum es in den Texten ging. Diese Begebenheit wirkte auf uns engstirnig und unsympathisch, zumal Quebec eine Provinz Kanadas ist und in diesem Land ansonsten Englisch die Hauptsprache ist. Fühlten wir uns im restlichen Kanadas als Reisende und in dieser Rolle irgendwie durchaus zugehörig zum Grossen Ganzen, so veränderte sich dieses Gefühl in Quebec und wir fühlten uns als Touristen, die ziemlich blauäugig durch ein Land fahren, dessen Sprache sie nicht sprechen. Es ist schade, dass man sich in Quebec nicht die Mühe macht Informationsschilder auf Englisch zu verfassen. Vielleicht hätten wir dann jetzt ein besseres Verständnis für die Kultur und die Geschichte dort und hätten mehr Gutes zu berichten.
Je weiter man dem St. Lawrence Strom entlang Richtung Osten folgt, je breiter wird dieser und je mehr fühlt es sich nach Meer an. Von verschiedenen Leuten war uns der Ort Tadoussac am linken Ufer des St. Lawrence Stroms empfohlen worden. Dort sollte es gute Möglichkeiten zur Wahlbeobachtung geben und der Wunsch Wale zu sehen, stand noch auf unserer Wunschliste.
Der weg dorthin führte uns durch eine hüglige, teils sehr zurechtgemachte Gegend mit vielen schönen, kleinen Häusern. In Tadoussac besuchten wir die örtliche Bier Brauerei, fuhren danach aber einen Ort weiter, weil der Ort einfach unheimlich überlaufen war. In les Escoumings fanden wir auf einem Aussichtspunkt direkt am Wasser einen wunderschönen Campingspot für die Nacht.
Am Morgen wachte ich vom Möwen Gekreische früh auf, setzte mich zur aufgehenden Sonne hinaus ans Wasser und schaute den Vögeln zu. Ein herrlicher Weg den Tag zu beginnen.
Da wir uns die Gaspe Halbinsel ansehen wollte, die sich auf der rechten Seite des St. Lawrence Stroms befand fuhren wir am Tag darauf auf die Fähre bei Simeon und setzten nach Riviere du Loup über. Von dort ging es dann immer der Küste entlang rund um die „Péninsule de Gaspé“. Es folgten sehr schöne Tage am Meer. Wir hatten mal wieder unendliches Glück mit dem Wetter. Jeden Abend fanden wir einen herrlichen Campingspot am Meer. Ich konnte am Strand sitzen und Gitarre spielen, sammelte Muscheln im Sand und tappte mit den Füssen durchs Wasser. Es fühlte sich mitten im Roadtrip plötzlich wieder wie Urlaub irgendwo am Meer an. Immer wieder schaute ich angestrengt hinaus aufs Meer um Wale zu sehen. Leider hatte ich kein Glück.


Der kleine Ort Percé im Nordwesten der Insel ist bekannt wegen dem Rocher Percé, einem durchborten Felsen im Meer und einer Insel mit vielen Vögeln. Wir schauten uns das kleine (mal wieder Touristen überlaufene, wen wundert es noch), schmucke Dörfchen an und bewunderten den Felsen. Ein Ort dem man auf der Gaspé Halbinsel durchaus etwas Zeit widmen sollte.

Danach fuhren wir relativ strikt weiter der Küste entlang. Es war inzwischen August und wir wollten noch einiges sehen, weshalb wir uns selbst ein wenig zur Eile antrieben.
Bei Matapédia fuhren wir über die Grenze von Quebec nach New Brunswick. Eine Provinz, die gerne auch als „durchfahrts- Provinz“ beschrieben wird, da sie sich zwischen den schönen Orten in Quebec und Nova Scotia befindet. Auch für uns bot sie vorallem einige Kilometer, die es zu durchfahren galt. Wir haben uns einen Besuch in der Acadian historical Village aber nicht nehmen lassen. Ein Outodoor Museum über die Geschichte der Acadier in Kanada, das mich wirklich beeindruckt hat und in dem ich aus dem Fotografieren kaum mehr heraus kam. Ich habe nur gute Erinnerungen an New Brunswick und finde diese Provin nur schon wegen dem wirklich tollen Museum absolut erwähnenswert.


Insgesammt bleibt Quebec als die Provinz in Erinnerung, welche uns durch die sprachlichen Barieren am wenigsten Kontakt zu den Einheimischen ermöglichte, insgesammt aber mit sehr schöner Natur und schönen Dörfern aufwartete. Denn wurde ich bis zum Schluss unserer Reise, wo wir noch einmal durch Teile Quebecs hindurch fuhren nicht wirklich warm mit diesem Teil Kanadas.