Ontario, die Provinz der Seen

Ontario, die Provinz der Seen

Nach den Prairies war es erholsam und schön, nach Ontario zu kommen und dort auch mal wieder mit Hügeln Bekanntschaft zu machen. Zwar haben viele Orte wenn man von Westen her kommt wenig Charme, umso schöner sind die Seen an denen man entlang fährt. Vorallem der Lake Superior machte es mir immer wieder unheimlich schwer nicht ins Gefühl zu verfallen, dass wir dem Meer entlang fahren.

Unsere Zeit in Ontario war geprägt von schönen Seen, Wanderungen an diesen entlang, Barfuss im Sand laufen, Freunden treffen und lange Strecken durch Teile der Provinz fahren, wo die Wirtschaft nicht gerade boomt.

Nach fast 500km durch grüne Landschaften, unspektakuläre Dörfer und Orten in denen einem auf den Strassen die Kutschen der Amisch begegneten, trafen wir in der Thunder Bay das erste Mal auf den grossen Lake Superior. War Ontario bis dorthin eher langweilig gewesen, so wurde es ab dort sehr schön. Der grosse See der einem ein starkes Meer Gefühl gab, war geradezu eine Offenbarung nach der langen Zeit in den Prairies, wo es kaum Seen gab. Zwar war der See eiskalt und wir wagten es trotz Hitze nicht darin zu baden, dennoch beflügelte er uns ungemein. So machten wir die nächsten Tage dann auch immer wieder an sehr schönen Sandstränden direkt am Seeufer Halt um dort unsere Nacht zu verbringen. Ich fühlte mich unheimlich wohl in dieser Gegend, es fühlte sich alles wie Urlaub in Italie oder so an. Eines Morgens stand ich früh auf, machte mich mit meiner Yogamatte an den Strand auf und konnte dort mein Morgenprogramm mutterseelenallein am Strand machen. Die Einzigen die mir dabei zusahen war einige Wildgänse, die sich wahrscheinlich fragten, was ich da für komische Verrenkungen vollzog.

Ziemlich planlos legten wir einen Zwischenstopp im Pukaskwa Nationalpark ein, der etwas abseits unserer Strecke lag und wurden positiv überrascht. Wir machten einen Hike an den See, der uns durch einen wunderschönen, verwunschenen Wald ans Wasser führte. Die Aussicht war atemberaubend.

Nach mehreren schönen Campspots am Lake Superior ging es nach Sault St. Marie eher bescheiden weiter. Die Seen waren nicht mehr so überwältigend und viele der Orte wirkten eher wirtschaftlich eingeschlafen. Sudbury im Reiseführer als interessant gepriesen, war dermassen unschön industriell geprägt, dass es nicht für mehr als einen Thrift shopping Stop bei Value Village reichte. Besser wurde es dann, als wir an den Lake Nipissing kamen, wo wir an einem extrem heissen Tag auch baden konnten. Der See war sehr viel kleiner als der Lake Superior und bot uns deswegen in North Bay eine wunderbare Möglichkeit zur Abkühlung.

Die folgenden Tage verbrachten wir mit Leuten aus Deutschland, von denen Tobi jemanden noch aus Australien kannte. Wir campten an einem sehr schönen Spot an einem kleinen See, quatschten bis in die tiefe Nacht und besuchten tagsüber den nahe gelegenen Algonquin Provincial Park.

Danach ging es weiter in Richtung Ottawa. Kurz vor der grossen Stadt besuchten wir einen Bunker, der zu Museumszwecken geöffnet wurde. Der Diefenbunker wurde während des kalten Krieges für das kanadische Regierungskabinett erbaut, um dieses während eines Atomaren Angriffs zu schützen. Dieser Besuch war äussert eindrücklich und das Museum jedem Reisenden auf dieser Strecke zu empfehlen.

Ottawa gefiel uns sehr gut. Vorallem der Alte Teil der Grossstadt mit seinen Staustufen, die Schiffe vom einen Fluss zum anderen hinauf oder herab befördern, waren sehr schön. Die Stadt selbst hatte einige atmosphärisch schöne Ecken, an denen man sich durchaus wohlfühlen kann. Die ganzen Bauten sind sehr englisch geprägt, was mir ebenfalls gut gefallen hat. Wir planen, wenn dafür noch Zeit ist, auf dem Weg zurück, noch einmal in Ottawa vorbei zu fahren, da wir nur sehr kurz dort waren. Wir waren nämlich spontan etwas unter Zeitdruck, da wir eine gemeinsame Bekannte aus Hamilton neben Toronto vom Flughafen abholen und mit ihr via Niagara Falls nach Montreal fahren wollten. Sie hatte ein Jahr in Montreal gelebt und fuhr nun bald zurück nach Deutschland. Davor war sie noch etwas durch Kanada gereist und so wollte es der Zufall, dass wir sie so noch in Kanada besuchen und sogar einige Tage zusammen unterwegs sein konnten. Dies bedeutete aber, dass wir innert eines Tages auf dem Highway eine ziemlich weite Strecke hinter uns bringen mussten und auch die Tage danach einiges an Kilometern zurück legten.

Niagara Falls, ein “once in a lifetime” Ding

Die Niagara Fälle sind weltbekannt, berühmt und unter Kanada Reisenden immer wieder heiss diskutiert. Warum? Weil sie sehr touristisch sein sollen, so viel hatte ich gehört. Dennoch ist das so ein Ding, das man eben einmal im Leben macht, wenn man in Kanada und in der Nähe ist.

Ich hatte keine grossen Erwartungen, da ich mit einem Touristischen Ort gerechnet hatte. Das war gut so, denn es war noch ein wenig krasser als gedacht.

Die Falls werden meines Erachtens mit allen Mitteln und Wegen touristisch ausgeschlachtet, so krass wie es nur irgendwie geht. Neben den Fällen wurde eine kleine Stadt errichtet, die beim durchfahren sehr stark an Las Vegas in den Staaten erinnern. Hotels, Wahrzeichen in klein, Spielkasinos, komische Geisterbahnen, Süssigkeitenstände und Co. säumen die Strasse, die zu den Niagara Falls hinunter führt. Mit dem Gedanken, es möge gegen Abend vielleicht weniger los sein, betraten wir die Gehsteige von unserem Parkplatz aus etwas ausserhalb des direkten Geschehens und wurden uns bald bewusst, dass diesen Gedanken auch noch tausende andere Menschen gehabt hatten. Zeitweise war es kaum ein Durchkommen. Fotos machen war ein schwieriges Unterfangen, wenn man keinen fremden Kopf oder Arm auf dem Bild haben wollte. Die Falls an sich wären wunderschön und sind sehr gewaltig. Ich habe mich gefragt, wie das Ganze wohl einmal ausgesehen haben mag, als noch nichts anderes als nur die Niagara Fälle an diesem Ort gewesen war. Ich bin überzeugt es war einmal ein sehr schöner, magischer Ort und ich bin überzeugt, dass gerade die Ureinwohner dort sehr Glücklich über diesen Platz auf Erden gewesen waren.

Wir wollten uns den Spass von den Touristenmassen aber nicht verderben lassen und tingelten nach einigen Fotos durch die Las Vegas ähnliche Strasse. Da wir ziemlichen Hunger hatten, trieb es uns bald in die Brauerei wo wir etwas essen und trinken wollten. Wir bestellten Bier und alle drei ein Menue, dann warteten wir. Uns wurde Bier gebracht und die Tische um uns wurden mit ihren Bestellungen bedient. Nach 30min Wartezeit wurden wir stutzig. Das bestellte Essen konnte doch nicht so lange auf sich warten lassen (kleine Pizza, Sandwich und Co.)? Eine Bedienung kriegten wir länger nicht an den Tisch. Schliesslich gelang es uns eine anzuhalten und nachzufragen. Sie erklärte, wir hätten nichts bestellt, fragte dreist nach bei wem wir die Bestellung aufgegeben hatten, obwohl sie es selbst gewesen war, die unsere Bestellung entgegen genommen hatte. Schliesslich erklärte sie uns, dass wir bei einer erneuten Bestellung weitere 20-30 min warten müssten, weshalb wir ablehnten. Die gute Frau besass die Frechheit uns noch Bier auf den Weg verkaufe zu wollen, es gab keine Entschuldigung ihrer Seits und von unserer Seite dann kein Trinkgeld. Ziemlich genervt und extrem hungrig verliessen wir die Brauerei. Auf eine sehr schlechte Rezension von uns auf TripAdvisor zur Brauerei, wo wir das Geschehen schilderten, wurde nie geantwortet.

Dieser ziemlich unschöne Brauereibesuch rundete das Gesamtbild der Niagara Falls ab. Vielleicht empfand ich es als besonders unschön, weil ich wirklich grossen Hunger hatte. Vielleicht aber auch einfach deshalb, weil ich mir so eine Art mit seinen Gästen umzuspringen von Kanada nicht gewohnt bin.

Übers Land tingelten wir am Tag darauf in Richtung Montreal welches sich bereits in der nächsten, französisch sprechenden Provinz Quebec befindet. Wir machten im süssen kleinen Ort Kingston halt, in dem es fabelhaftes, fruchtiges Bier gab. Campten in der Nähe und fuhren am nächsten Tag mit vielen kleinen Abstechern ins Grüne nach Montreal.

Aus Montreal werde ich zusammen mit dem Rest von Quebec berichten. Wir hatten teilweise ganz schön unsere Mühe, da in gewissen Teilen, gerade auf dem Land keiner Englisch spricht und wir kein Französisch.

Am 28. Oktober fliege ich von Toronto, der ziemlich bekannten und multikulturellen Grossstadt zurück in die Schweiz. Das heisst wir werden auf unserem Weg zurück dorthin noch einmal Teile Ontarios bereisen. Nun sind wir nach einem Besuch in New Brunswick, den Prince Edward Islands und einem kurzen Stopp in Nova Scotia erst einmal auf dem wilden, windigen Newfoundland unterwegs. Dann wird es zurück nach Nova Scotia gehen und von da dann eben nach Toronto.

Inzwischen ist der Sommer in diesem Teil Kanadas schon ziemlich vorbei. Wir tragen lange Hosen und kriechen abends gerne in den warmen Schlafsack. Mir kommen diese Temperaturen sehr entgegen und ich freue mich unheimlich auf diesen wilden, rauen, Teil unserer Reise, der uns fast nur noch am Meer entlang führt. Wie gemacht für mich und mein Nordherz das das Meer liebt.

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